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Nachts bin ich ein Kind und tagsüber eine erwachsene Frau

Am Tag lebe ich im Hier und Jetzt. Ich bin eine 37 jährige Frau. Nachts bin ich ein Kind. 

Seit vielen Monaten träume ich fast jede Nacht etwas aus meiner Kinder-/Teenagerzeit. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben und als ob, das „Hier und Jetzt“ keine Rolle spielt.

Ich träume von meinen Eltern. Damals waren sie es zumindest noch. Geblieben ist meine Mutter. Ich träume von meinen Klassenkameraden. Ich träume von meiner Heimat. Es ist ein Mix aus allem, aber ich bin immer 12-16 Jahre alt.

Schlafende Frau

Wenn ich mir überlege, was in dieser Zeit alles passiert ist, überrascht es mich nicht. Viele Umzüge, Schulwechsel, Trennungen und neue Lebenspartner. Prägnant Zusammengefasst: Verluste und nochmals Verluste.

Damals habe ich mich schon so unglaublich erwachsen gefühlt. Ich dachte wirklich, ich sollte selbst zu sehen, wie ich mit allem klar komme. Schließlich bin ja schon Dreizehn! Und nein, mit 13 muss man nicht zusehen, wie man alleine klar kommt. Wichtige zusätzliche Anmerkung für ALLE – auch nicht als Erwachsener! Niemand sollte mit irgendwas alleine klar kommen MÜSSEN. Wir sind Menschen und sind in der Gemeinschaft immer stärker als allein. IMMER. Wir brauchen uns gegenseitig, wie die Luft zum atmen.

Und nein, die Zeit heilt nicht alle Wunden – Jedenfalls nicht von alleine. Ignoriert man die Wunde und bildet sich ein, wenn man sie nur lange genug ignoriert, heilt sie, ist ein Trugschluss. Die Wunde bleibt, ob man sie annimmt oder nicht. Das weiss ich heute. Und ja, ich dachte wirklich, das alles heilt einfach so mit der Zeit.

Wunden heilen, indem man hinschaut. Indem man sie in Unterstützung mit den eigenen Selbstheilungskräften unseres Körpers heilt. Das tue ich jetzt. Ich kümmere mich um meine Wunden und widme mich der Heilung. Deswegen bin ich Nachts ein Kind und tagsüber die erwachsene Frau.

Anmerkung zum Text: Wenn wir träumen, verarbeitet unser Gehirn, was wir tagsüber erlebt haben und verknüpft Informationen auf neue Weise. In Träumen wird auch sichtbar, was uns im Unterbewusstsein beschäftigt. Das können auch Themen sein, die nie richtig verarbeitet wurden und unbewusst verdrängt werden. In der Psychoanalyse arbeitet man deswegen gerne mit Träumen. Die Schwierigkeit ist jedoch sich an diese Träume zu erinnern. Es ist durchaus üblich, dass gerade die Träume, die Themen offenlegen, sofort nach dem aufwachen wieder vergessen werden. Es braucht seine Zeit, bis man als Patient an dem Punkt ist, gewisse Themen zuzulassen.

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