Depression,  Therapie

Was ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Therapie?

Vor einiger Zeit habe ich ein Video gesehen, in dem gesagt wurde, für einen Therapieerfolg ist es gar nicht so ausschlaggebend, welches Therapieverfahren man wählt. Studien haben ergeben, die ausschlaggebende Komponente ist die Beziehung zwischen Therapeut und Patient.

Ich muss zugeben, diese Aussage finde ich etwas irreführend. Für mich ist es eine Grundvorraussetzung, zwischen Therapeuten und Patient besteht eine gute bis sehr gute Beziehung. Wo kein Vertrauen ist und nach entsprechender Zeit nicht aufgebaut werden kann, wird es mit einer Therapie schwierig werden. Deshalb sehe ich es als Grundvoraussetzung an, dass die Therapiebasis stimmt. Warum gibt es verschiedene Therapien, wenn die Art der Therapie nicht so ausschlaggebend ist für einen Therapieerfolg? Ich gehe ja auch nicht zum Herzspezialisten, wenn ich ein ein gebrochenes Bein habe. 

Therapie

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es unheimlich wichtig ist, den für sich richtigen Therapeuten mit der entsprechend passenden Therapie für die eigene Problematik zu finden. Für mich sind folgende drei Aspekte für eine hilfreiche und mich weiter bringende Therapie besonders wichtig:

  1. Die für sich am besten geeignete Therapie finden

Wie Du sicherlich weisst, gibt es verschiedene Therapien zur Behandlung von psychischen Erkrankungen. Die Wesentlichen sind Psychoanalyse, Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Wie bei jeder Erkrankung macht es Sinn, es wird eine Diagnose erstellt, um dann zu entscheiden, welche Therapieform die Geeignetste für die eigene Problematik ist. Es bietet sich an, als erstes eine Psychotherapeutische Sprechstunde zu besuchen, in der geschaut werden kann, was die Problematik ist, um dann eine Therapieempfehlung zu bekommen. 

In der Realität ist der Weg aber nicht zu selten ein anderer. Viele wissen gar nicht, es gibt eine Psychotherapeutische Sprechstunde und schreiben verschiedene Psychologen an, in der Hoffnung überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen. Hinzu kommt, wenn das Thema psychische Erkrankung neu ist, weiss man oft gar nicht, es gibt verschiedene Therapieansätze und irgendwie geht man auch davon aus, dass der entsprechende Therapeut schon merken würde, wenn man eine andere Therapie braucht. Das kann so passieren, aber muss nicht. Jeder Therapeut ist in der Regel auf seinem Gebiet gut ausgebildet und kann entsprechend oft nur diesbezüglich Stellung nehmen. Um beim Beispiel zu bleiben – was sollte ein Herzspezialist zu meinem gebrochenen Bein sagen können?

Meine persönliche Empfehlung ist, Du kümmerst Dich am Anfang darum, dass eine Diagnostik über das eigene psychische Krankheitsbild durchgeführt wird, um dann die dafür geeignete Therapie durchzuführen. Ein Weg für eine Diagnose ist der Besuch einer Psychotherapeutischen Sprechstunde.

2.  Ausbildung/ Erfahrung des Therapeuten 

Die menschliche Psyche ist sehr komplex und es kann auch viel falsch gemacht werden, wenn der Behandler nicht die entsprechende Ausbildung absolviert und genug Praxiserfahrung gesammelt hat. Selbst bei Schamanen ist es so, dass bestimmte Techniken nur von einem praktizierenden Meister durchgeführt werden dürfen, der seine Ausbildung bei einem erfahrenen Lehrer gemacht hat (Alberto Villoldo, Das geheime Wissen der Schamanen, S.12). Aus diesem Grund halte ich es für extrem wichtig, Du informierst Dich genau über die Ausbildung des gewünschten Therapeuten. Ich betone diesen Punkt, da es unheimlich viele Berater, Therapeuten und Coaches auf dem Markt gibt, die einem gerne den Eindruck vermitteln, er/sie und seine/ihre Beratung/ Therapie können einem helfen. Es ist wichtig zu wissen, dass wenn an einer Praxis „Psychotherapie“ dran steht, heisst das nicht, die Therapie wird von einem staatlich geprüften Psychotherapeuten durchgeführt. Auch andere Berufsgruppen wie Diplom-Psychologen mit Heilkunde-Erlaubnis sowie Heilpraktiker können Psychotherapie anbieten, aber sie dürfen sich nicht Psychotherapeut nennen. „Psychotherapeut“ ist ein gesetzlich geschützter Titel, der an eine mehrjährige, staatlich geregelte Ausbildung gebunden ist. Ein Psychotherapeut hat wie ein Arzt die sog. Approbation als staatlich anerkannte Zulassung zur Ausübung der Heilkunde.

Ich selbst lege viel Wert darauf, bei der Behandlung meiner Depression sowie Angststörung von Fachleuten behandelt und betreut zu werden. Zur Zeit bin ich in Behandlung bei einem Psychiater und einer psychologischen Psychotherapeutin. Da ich aktuell tiefenpsychologisch behandelt werde, ist mir außerdem die Berufserfahrung meiner psychologischen Psychotherapeutin sehr wichtig. Mir war klar, diese Art von Therapie möchte ich ungern von jemandem durchführen lassen, der gerade erst seine Ausbildung abgeschlossen hat. Das ist meine ganz persönliche Präferenz und das kann jeder handhaben, wie er möchte. Das heisst nicht, ich schließe die Arbeit mit einem Coach oder anderem Berater aus. Aktuell lasse ich mich sogar zusätzlich von einem Coach begleiten, aber sobald tiefenpsychologisch relevante Themen aufkommen, bespreche ich das vorher mit meiner Therapeutin.

3. Die Beziehung zum Therapeuten

Was nützt Dir ein Platz in einer geeigneten Therapie bei einem entsprechend ausgebildeten Therapeuten, wenn die Chemie zwischen Euch einfach nicht stimmt. Vor allem wenn die Therapie über einen sehr langen Zeitraum geht, solltest du mindestens ein 1-2 Probesitzungen machen, um zu sehen, ob es zwischen Euch passt. Dieser Punkt kann herausfordernd sein, weil man oft froh ist, wenn jemand überhaupt einen Therapieplatz anbieten kann. Es kann sein, die weitere Suche zieht sich noch ein paar Monate hin, aber es ist empfehlenswert, das in Kauf zu nehmen.

Für meine tiefenpsychologische Therapie habe ich 4 verschiedene Therapeuten kennengelernt, um für mich ein Gefühl zu bekommen, bei wem es passt und ich mir eine langfristige Zusammenarbeit gut vorstellen kann. Ich habe erst nach 8 Monaten meinen Therapieplatz gefunden, aber dafür fühle ich mich jetzt wirklich gut betreut.

Von daher – ja, bevor Du gar keinen Therapieplatz hast, dann lieber irgendeine Therapie bei einem Therapeuten, bei dem die Chemie zwischen Euch stimmt. Aber grundsätzlich sollte jemand von Fach eine Diagnostik durchführen und je nach Diagnose die Therapieform ausgewählt werden. Für mich ist es eine Grundvorraussetzung, man kann mit dem Therapeuten arbeiten.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Facebook
Pinterest
fb-share-icon
Instagram